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7 FRAGEN AN... STAR-WINZER LEO HILLINGER

In dieser neuen Interview-Serie fühlen wir etablierten Unternehmern auf den Zahn. Dadurch geben wir vor allem jungen Touristikern und Fachkräften die Chance, hinter die Kulissen erfolgreicher Unternehmen zu blicken und wichtige Einblicke in die Praxis zu bekommen: aus erster Hand, unzensiert und auf den Punkt. Das Motto dabei ist klar: HOSPITALITY ROCKS!! 🤘

(c) Fotos: Leo Hillinger

🤘1. Leo, was zeichnet die Hotel & Tourismus Branche deiner Meinung besonders aus?

Ganz wichtig ist aus meiner Sicht die hohe Qualität des Alpentourismus, speziell in Österreich. Aber auch die Individualität ist essentiell. Speziell letzteres kann man auch schon mit sehr wenigen Mitteln erreichen, denn hier geht es primär darum, dass der Betrieb eine Seele bekommt und jemand mit ganzem Herzen dahinter steht. Das fühlen die Gäste! Jedes Hotel braucht eine Seele, egal wie groß es ist oder welcher Kategorie es angehört. Das gilt übrigens auch für andere Branchen, wie man am Beispiel Wein bei mir sieht. Eine Persönlichkeit, die mit Haut und Haar hinter dem Produkt steht, wird immer wichtiger. Auch meine Kinder müssen voll hinter dem Produkt stehen, wenn diese in meinen Betrieb einsteigen, sonst funktioniert das nicht. Es muss immer wer da sein, der die Marke lebt. Davon bin ich überzeugt!


🤘2. Was liebst du an deinem Job am meisten?

Mein Job ist in Wirklichkeit gar kein Job! Es ist bei mir viel mehr eine Verschmelzung aus Hobby und Leidenschaft, eine Passion. Ganz egal was ich mache, ich stecke immer mein Herzblut hinein. Speziell das Weinmachen ist für mich extrem spannend. Den Weingarten zu sehen, wie die Trauben heranreifen, die Ruhe im Winter und dann im Frühjahr die ersten Gescheine erblicken, und dann vor allem die Geburt des Weines, also wenn die Trauben reinkommen, das ist alles unendlich faszinierend - jedes Jahr aufs Neue. Aber ich liebe es genauso sehr, einen Betrieb zu leiten, Mitarbeiter (Anm.: über 100 Mitarbeiter alleine im Weinbereich) zu motivieren und zu führen. Als Unternehmer muss man eben alles machen und mir macht alles extrem viel Spaß.


🤘3. Welche Opfer verlangt dir dein Job ab und wie gehst du damit um?

Für mich gibt es keine Opfer! Das sehen immer nur die anderen Personen als Opfer. Ich arbeite immer von 05.00 Uhr bis oftmals Mitternacht, aber dann bin ich dafür auch wieder für eine gewisse Zeit in Südafrika oder sonst wo unterwegs um runterzukommen. Natürlich kommt es auch vor, dass meine Familie mal zurückstecken muss, aber wir sind ein eingespieltes Team - meine Frau, meine Kinder und ich. Und am Ende ist alles eine Sache der Einstellung und vor allem auch eine Frage der Organisation!


🤘4. Was waren in deiner beruflichen Laufbahn die 3 größten Hindernisse/Probleme und wie hast du sie bewältigt?

Das größte Hindernis waren sicherlich meine anfänglichen Bankenprobleme, Diesem Thema habe ich sogar ein ganzes Kapitel in meinem neuen Bestseller Buch „Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz" (siehe Bildergalerie unten) gewidmet. Ich konnte nächtelang nicht schlafen zu dieser Zeit, das war echt hart und ich war total fertig. Auch weil mich mein damaliger Banker wirklich komplett falsch beraten hatte. Mein Tipp für junge Unternehmer ist: Man muss an seine Ideen glauben und darüber hinaus sehr beharrlich sein. Weiters hatte ich auch harte menschliche Enttäuschungen zu beklagen. Und zwar von Menschen, an die ich fest geglaubt und dich ich intensiv gefördert hatte. Das waren schon echt heftige Erfahrungen auf der persönlichen Ebene. Man ist sogar auch politisch gegen mich vorgegangen und hat eine eigene Partei gegründet, um meine Pläne zu durchkreuzen. Damals habe ich am eigenen Leib erfahren, welche Steine Neider einem in den Weg legen können.



🤘5. Angenommen du wärst ab morgen Tourismusminister: Welche 3 Maßnahmen würdest du sofort umsetzen?

Zu allererst würde ich die Bürokratie weitestgehend eindämmen. Wir sind eine Nation, die sehr viel blockiert und alles mit Gesetzen zupflastert. Wir haben allerdings teilweise Regelungen, die sehr alt sind und nicht mehr annähernd in die heutige Zeit passen. Außerdem haben Beamte und auch viele Politiker leider oft keinerlei Praxisgefühl. Dann würde ich mich an die Reduzierung der Lohnnebenkosten machen. Das ist wirklich ein großer Brocken, der jeden Unternehmer belastet und wovon auch der Arbeitnehmer nichts hat. Davon abgesehen: Wenn der Unternehmer tot ist, hat der Mitarbeiter auch nichts mehr davon. Als dritten Punkt würde ich den Fachkräftemangel angehen. Es ist echt traurig, wenn ein kleiner Hotelbetrieb zusperren muss, weil es aufgrund der gegebenen Auflagen beinahe aussichtslos ist, geeignete Mitarbeiter zu bekommen bzw. einen Ferienbetrieb profitabel zu führen. Natürlich muss in der Hotellerie auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet werden, sonst kann doch die gesamte Branche nicht funktionieren. Wenn sonntags alle Skifahren wollen, wer soll denn dann den Kaiserschmarren zubereiten oder Drinks servieren?


🤘6. Wenn du nochmal am Beginn deiner Karriere stehen würdest: Was würdest du anders machen und welche Tipps hast du vor allem für junge Touristiker?

Ich würde heute diese Lasten von damals nicht mehr übernehmen wollen unter diesen Bedingungen. Mit einem dicken „Minus“ anfangen war eine sehr schwierige Voraussetzung! Anders als bei den meisten Hotelbetrieben, wo zumindest das Gebäude als Basis da ist, war bei mir ja gar nichts da. Keine Weingärten, keine Kunden, ein altes Häuschen. Der Start war deshalb echt eine Katastrophe. Ich war zu naiv, zu jung, zu dumm. Wenn ich mit der heutigen Erfahrung starten könnte, würde ich ganz anders handeln. Aber so ist es eben im Leben. Das wichtigste ist, mit viel Herzblut dabei zu sein. Wenn du nicht mir Leidenschaft dabei bist und das nötige Durchhaltevermögen mitbringst, kannst du es vergessen! „Nur weil der Vater etwas macht, muss der Sohn das auch machen“ ist Schwachsinn. Ganz wichtig ist, dass die Eltern die jungen Leute motivieren das zu tun, was sie gerne tun. Dann machen sie es auch gut und sind erfolgreich!


🤘7. Welche Maßnahmen sind deiner Meinung unerlässlich, um ein Unternehmen fit für die Zukunft zu machen?

Da ist die Digitalisierung sicher das Schlagwort der Stunde. Internet-fit zu sein ist das wichtigste, ist die Basis heutzutage. Mein Tipp: Überlasst dieses Thema wirklich Profis. Alles, was man selbst nicht machen kann, sollte man abgeben. Man kann nicht alles selbst machen. Die besten Unternehmer sind jene, die Dinge abgeben können. An Menschen, die diese Dinge eben besser können. Sonst verliert man zu viel Zeit und verzettelt sich. Künftig läuft ohne Internet bzw. Smartphone gar nichts mehr, und auch die ältere Generation springt auf diesen Zug auf. Das Internet macht dich transparenter und vergleichbarer für Kunden und Mitbewerber. Da brauchst du gute Marketing-Profis, die sich drum kümmern. Das ist ganz wichtig!


🤘 VIELEN DANK & 'ROCK ON' Leo!!


ABOUT: Leo Hillinger


1990 übernahm Leo Hillinger den Weinhandel seines Vaters. Er entwickelte den Betrieb durch tiefgreifende Strukturreformen und Zukäufe guter Lagen rund um Jois und Rust rasch zu einem international renommierten Weingut. Herzblut, Ideen und vor allem Tatendrang zeichnen Winzer Leo Hillinger bis heute aus. Erfolg erfolgt – nach harter Arbeit, die mit Freude und Inbrunst durchgeführt wird. 2004 baute Leo Hillinger in Jois um 6 Mio. Euro eine neue Produktionsstätte mit angeschlossenem Degustations- und Seminarzentrum. 2005 eröffnete Hillinger im burgenländischen Parndorf seinen ersten Flagship-Store. Mittlerweile gibt es Lounges von Wien über Salzburg und München bis Flachau. Und weitere sind in Planung. Seine Weine werden regelmäßig im In- und Ausland ausgezeichnet. Mit innovativen Produkten wie dem lancierten Rosé-Schaumwein Secco oder der small HILL-Serie gelang es Hillinger, insbesondere auch neue, junge Zielgruppen anzusprechen.




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